objetc(s) of the month – march 2023 – Fastentücher

Schon fast vergessen, erinnere ich mich heuer wieder an diesen Brauch. Während der Fastenzeit, vor Ostern wurden die Altarbilder in den Kirchen verhüllt, gleichsam auch ein Bilder-Fasten? In letzter Zeit fiel mir auf, dass dieser alte Brauch mit Interventionen zeitgenössischer Kunst quasi werbewirksam wieder auferstand. Also mache ich mich diesmal gezielt auf die Suche.
Dabei stelle ich überrascht fest, dass es kaum noch einfache Verhüllungen mit lila Tuch gab. Klar, bei eher skulpturalen Hochaltären ist ein vorgehängtes Textil wohl wenig sinnvoll. Etwa in der Karlskirche oder in der Augustinerkirche. Aber nicht einmal die Minoritenkirche macht da noch mit.

Lila oder bunt?

Bestes Fastentuch-Beispiel war heuer die Jesuitenkirche am Universitätsplatz, der jetzt ja Dr.Ignaz-Seipel-Platz heisst.
Die Arbeit von Götz Bury stimmt hier für mich in mehrfacher Weise. Die als übergrosses Geschirrtuch konzipierte textile Verhüllung referiert sowohl auf die Abendmahlsgeschichte der Eucharistie wie auch auf den Altar als Ort des Geschehens. Nicht zuletzt mit direktem Bezug auf das thematische Schaffen des Künstlers, der sich viel mit Kochen/Essen sowie Besteck und Küchenutensilien in seiner künstlerischen Arbeit beschäftigt.

Auch der Stephansdom beauftragt seit einigen Jahren zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen mit der Gestaltung des Fastentuchs. Mitunter fällt das so auffällig opulent aus, dass es sich wohl kaum zum Bilderfasten eignet?  Heuer ist wieder die slowenische Künstlerin Eva Petrič für die Gestaltung des Fastentuchs verantwortlich (sie war es bereits 2016). Diesmal erweitert sich die Installation um eine Intervention bis Fronleichnam, wenn am Karfreitag aus dem Tuch künstliche Schmetterlinge bis unters Dach entweichen. Das Ergebnis hab ich noch nicht gesehn, muss also zu Recherchezwecken erneut hinschaun. Bilderfasten ist das ja nicht, eher Kundenbindung?

In der Michaelerkirche ist schon seit einiger Zeit das ursprünglich für Innsbruck konzipierte Fastentuch von Michael Hedwig aufgehängt.

Endlich in der Peterskirche sehe ich das einfache lila Tuch, passt gut so zum kleinen barocken Baujuwel in der Innenstadt, finde ich.

Die Piaristenkirche Maria Treu benutzt zur Verhüllung ihres Marien-Hauptaltars zur Fastenzeit immer dieselbe Darstellung des Gekreuzigten, quasi als Logo des Katholizismus?

Weitere Recherche führt mich noch in die Pfarre Rossau, wo ich vor Ort keinerlei Information zum Fastentuch mit dem „schrägen“ Kreuz vorfinde. Aber ein informativer Rückruf eines Gemeindemitglieds erzählt vom privaten Engagement der Gemeinschaft ohne künstlerischen Auftrag, doch mit Sinn für gelungene Gestaltung.